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2. Platz | Stadtplatz Schlüchtern

 

Der Ent­wurf zeigt eine Neu­struk­tu­rie­rung des Schlüch­ter­ner Stadt­plat­zes zu einem mul­ti­funk­tio­na­len Ver­an­stal­tungs­ort. Durch eine Neu­ver­tei­lung der Nutz­flä­chen und Ergän­zung durch einen archi­tek­to­ni­schen Haupt­dar­stel­ler wird die Viel­falt kul­tu­rel­ler Ver­an­stal­tun­gen, neben dem Erhalt tra­di­tio­nel­ler Märk­te und Fes­te, erweitert.

Der Rat­haus­vor­platz als Büh­ne, das Rat­haus als Kulis­se, ein groß­for­ma­ti­ger und hin­der­nis­frei­er Platz­kern, umringt von einer Stadt­platz­sil­hou­et­te, wel­che durch stand­ort­ge­rech­te Baum­pflan­zun­gen und dem wie­der­ver­wen­de­ten Natur­stein­pflas­ter des Stadt­plat­zes, die Schön­heit und Stär­ke des Ortes her­vor­hebt, ihm im Wesen treu bleibt und für die Zeit stei­gen­der Attrak­ti­vi­tät und über­re­gio­na­ler Auf­merk­sam­keit vorbereitet.

Ensem­ble

Ver­kehr — Mit der Umstruk­tu­rie­rung der Nut­zungs­räu­me wird eine geziel­te Redu­zie­rung des Auto­ver­kehrs auf dem Platz selbst erreicht und die gesam­te Ver­kehrs­si­tua­ti­on zen­tra­li­siert.
Die Was­ser­gas­se wird zur Ein­bahn­stra­ße und ein­zi­gen Erschlie­ßung des Stadt­plat­zes. Die Que­rung des Plat­zes von der Krä­mer­stra­ße aus, samt den Stell­plät­zen vor der Brand­wand wer­den dem fuß­läu­fi­gen Ver­kehr zuge­spro­chen. Erfor­der­li­che Park­flä­chen sind durch einen Belags­wech­sel ein­deu­tig gekenn­zeich­net, ent­lang der Was­ser­gas­se und im Nord­os­ten des Plat­zes ver­or­tet. Direkt am Rat­haus befin­det sich ein behin­der­ten­ge­rech­ter Stell­platz sowie ein Kom­fort­stell­platz.
Der Fahr­bahn­be­reich an der Kreu­zung Ecke Kirch­stra­ße bleibt in sei­ner Bestands- und Nut­zungs­form erhal­ten. Die Zufahrt im Nord­os­ten dient aus­schließ­lich der Erschlie­ßung der Park­flä­chen. Nut­zer der Gara­gen haben die Mög­lich­keit, durch die Öff­nung der Pol­ler­bar­rie­re ihre Häu­ser zu errei­chen.
Der Rat­haus­vor­platz wird über die Was­ser­gas­se auf das Pla­teau erschlos­sen. Das Pla­teau ver­jüngt sich auf einer Brei­te von 5m auf das Stra­ßen­ni­veau. Dort befin­det sich die Zufahrt zum Hin­ter­hof, auf den Rat­haus­platz, sowie der bar­rie­re­freie Zugang und die Feu­er­wehr­zu­fahrt. Die Erreich­bar­keit von Feu­er­wehr und Lie­fer­fahr­zeu­gen ist an allen Stel­len gegeben.

Markt — Das neue Zen­trum des Stadt­plat­zes wird eine hin­der­nis­freie Belags­flä­che aus Groß­for­mat-Gra­nit­plat­ten, wel­che durch ihre recht­ecki­ge Form den Platz streckt und Sicht­ach­sen zwi­schen Rat­haus und Brand­wand her­stellt. Die Erschlie­ßung des Plat­zes ist sowohl aus dem Süden von der Was­ser­gas­se, als auch aus dem Nor­den von der Krä­mer­stra­ße, mög­lich. Tra­di­tio­nel­le Märk­te und Stadt­fes­te kön­nen wei­ter­hin unver­än­dert durch­ge­führt wer­den. Die elek­tro­ni­sche Ver­sor­gung des Plat­zes, wie auch die des Rat­haus­vor­plat­zes kann z.B. über inte­grier­te Schalt­schrän­ke in den Sitz­bän­ken erfol­gen, aber auch, in Abstim­mung mit der Stadt, varia­bel ober- und unter­ir­disch auf dem Platz posi­tio­niert werden.

Büh­ne — Die Sil­hou­et­te des Stadt­plat­zes besteht u.a. aus meh­re­ren sehens­wer­ten bau­li­chen Zeit­zeu­gen des 18. Jahr­hun­derts. Haupt­dar­stel­ler der Schlüch­ter­ner Stadt­platz-Entou­ra­ge bleibt jedoch das Rat­haus, wel­ches ange­mes­sen prä­sen­tiert wer­den soll. Der neu gestal­te­te Rat­haus­vor­platz ist ein offe­ner Platz mit frei­er Sicht auf das Rat­haus, flan­kiert vom Wap­pen­baum und den Fah­nen­mas­ten. Der mit neu­em hell­grau­en Gra­nit gepflas­ter­te Vor­platz kann von allen Sei­ten erschlos­sen wer­den. Ein­ge­rahmt und farb­lich unter­stri­chen wird er durch eine zwei­zei­li­ge Stu­fen­an­la­ge aus hel­lem Natur­stein. Durch die Absen­kung des umlie­gen­den Plat­zes erhält der Rat­haus­vor­platz einen Büh­nen­cha­rak­ter, wel­cher in ange­mes­se­ner Art und Wei­se das Rat­haus vor­stellt und in Ver­bin­dung mit der vor­ge­la­ger­ten, neu­en Platz­mit­te einen her­vor­ra­gen­den Ort für kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen unter­schied­lichs­ter Art bie­tet.
Ein Was­ser­spiel auf den mitt­le­ren Stu­fen, einer pas­sen­den Neu­in­ter­pre­ta­ti­on die­ses bestehen­den gestal­te­ri­schen Ele­ments, dient als Blick­fang und beweg­te Auf­wer­tung der Vor­platz­ath­mo­sphä­re. Mit einem eige­nen, durch Trink­was­ser gespeis­ten, Was­ser­kreis­lauf ist die Was­ser­fon­tä­nen­grup­pe auch Akti­ons­raum für Erfri­schungs­su­chen­de und kind­li­che “Was­ser­rat­ten“ und hat eine regu­lie­ren­de Funk­ti­on im Stadt­platz­kli­ma. Es ver­bin­det die Haupt­ak­teu­re in der zukünf­ti­gen Are­na über­re­gio­na­lem Kunst- und Kul­tur­in­ter­es­ses zu einem Platz — zum neu­en Stadt­platz von Schlüchtern.

Brand­wand — Die Brand­wand ist ein wei­te­rer, auf­fäl­li­ger Prot­ago­nist der Sze­ne­rie an der öst­li­chen Sei­te. Zum Platz gewandt ist sie ein bestim­men­des Detail des Stadtplatzpanoramas.

Als Bei­spiel für alt­be­währ­te und funk­tio­na­le Bau­wei­se ist sie viel­leicht unüber­wind­bar, wird aber, im Rah­men der Neu­ge­stal­tung des Plat­zes, ele­gant in den Hin­ter­grund tre­ten. Mit einer üppi­gen Pflanz­flä­che aus stand­ort­ge­rech­ten Bäu­men und attrak­ti­ven Sträu­chern, im Zusam­men­spiel mit einer rah­men­den Sitz­bank mit Loun­ge­cha­rak­ter und einer vor­ge­la­ger­ten Flä­che für unter­schied­li­che Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten, wird die Brand­wand in den Rücken des mul­ti­funk­tio­na­len Ver­an­stal­tungs­or­tes gebracht. Eine grü­ne Oase mit hohem Frei­zeit- und Ent­span­nungs­po­ten­zi­al ersetzt das sehr pla­ka­ti­ve und stum­me Ele­ment der Stadtplatzsilhouette.

Fuß­gän­ger­pas­sa­ge — Ein eben­so wich­ti­ger Teil des neu­en Stadt­plat­zes ist die Nord­tan­gen­te. Als Ver­bin­dungs­glied zwi­schen der Ober­tor­stra­ße und der Krä­mer­stra­ße sowie den dort ange­sie­del­ten Ein­rich­tun­gen wird sie zur Fuß­gän­ger­zo­ne aus­ge­bil­det. Der fuß­läu­fi­ge Ver­kehr wird bis zu den bestehen­den, aber neu aus­ge­rich­te­ten, Park­flä­chen in der Krä­mer­stra­ße aus­ge­dehnt. Mit Baum­pflan­zun­gen sowie neu­en Fahr­rad­park­plät­zen und Sitz­ge­le­gen­hei­ten wird die Atmo­sphä­re der neu­en Fla­nier­mei­le berei­chert. Die Wie­der­ver­wen­dung des Natur­stein­pflas­ters erhält auch hier den ursprüng­li­chen Cha­rak­ter des Stadt­plat­zes. Die Erschlie­ßung der Gara­gen sowie der Fahr- und Stell­flä­chen der Feu­er­wehr ist durch Öff­nung der Poll­er­zei­le wei­ter­hin gewähr­leis­tet.
Das neue gestal­te­ri­sche Ele­ment der Fuß­gän­ger­pas­sa­ge wird die offe­ne Was­ser­rin­ne, wel­che sich von der Ober­tor­stra­ße bis zur Brand­wand zieht. In Anleh­nung an die, in der Ver­gan­gen­heit bereits ver­rohr­te und der Krä­mer­stra­ße ent­lang­lau­fen­de Was­ser­ader ver­läuft nun, aus wie­der­ver­wen­de­ten Natur­stein­be­stän­den gepflas­tert, ein künst­li­ches Gewäs­ser. Die Rin­ne wird jedoch aus der ori­gi­na­len, ca. 3 m tief lie­gen­den Was­ser­ader gespeist und ihr schließ­lich auch wie­der zuge­führt. Der ca. 10 cm tie­fe und 30 cm brei­te Bach­lauf zeich­net nicht nur die Lauf­rich­tung der Fuß­gän­ger­zo­ne, son­dern ist auch Teil der Platz­ent­wäs­se­rung.
Durch die ober­ir­di­sche Was­ser­füh­rung ist es eine Remi­nis­zenz an die Schlüch­ter­ner Was­ser­we­ge, leis­tet einen posi­ti­ven Bei­trag zum Platz­kli­ma, ist eine opti­sche Auf­wer­tung der Pro­me­na­de und Was­ser­spiel­platz für alle jün­ge­ren und älte­ren Anwoh­ner und Gäs­te. An wich­ti­gen Stel­len kann die Was­ser­ach­se, mit­tels Über­bau­ung, hin­der­nis­frei über­quert werden.

Ent­wäs­se­rung — Die offe­ne Was­ser­rin­ne der nörd­li­chen Pro­me­na­de ist auch ein sicht­ba­rer Teil der gesam­ten Platz­ent­wäs­se­rung. Trotz des neu­en Gefäl­les durch die Absen­kung des Plat­zes wird auf alt­be­währ­te Wei­se das anfal­len­de Regen­was­ser in das städ­ti­sche Abwas­ser­netz ein­ge­lei­tet. Die Ent­wäs­se­rung erfolgt mit­tels Schlitz­rin­nen am süd­li­chen und west­li­chen Rand des Plat­ten­be­lags und die offe­ne Was­ser­rin­ne, die rest­li­chen Stadt­platz­flä­chen wer­den durch Punkt­ab­läu­fe entwässert.

Aus­stat­tung — Im Rah­men des neu­en Gestal­tungs­kon­zep­tes wer­den auch wei­ter­hin zahl­rei­che Park­mög­lich­kei­ten aus­ge­wie­sen. Der Groß­teil der Park­flä­chen liegt ent­lang der Was­ser­gas­se. Es befin­den sich u.a. direkt am Rat­haus­vor­platz ein Behin­der­ten­park­platz und ein Kom­fort­park­platz. Die Park­plät­ze in der Krä­mer­stra­ße blei­ben erhal­ten, wobei an die­ser Stel­le auch eine Lade­sta­ti­on für E‑Autos inte­griert wird. Eine Lade­sta­ti­on für E‑Bikes ist an den neu­en Fahr­rad­par­kern in der erwei­ter­ten Fuß­gän­ger­zo­ne vor­ge­se­hen. Die Beleuch­tung des zen­tra­len Berei­ches erfolgt durch neue Mast­leuch­ten, wel­che sich am Ras­ter der Bäu­me ori­en­tie­ren. Ergän­zen­de Licht­quel­len, wie die Beleuch­tung des Wap­pen­baums, der Rat­haus­fas­sa­de oder eine indi­rek­te Beleuch­tung an den Sitz­bän­ken kann anhand eines aus­führ­li­chen Licht­kon­zep­tes rea­li­siert wer­den.
Im Zuge der Neu­ge­stal­tung des Plat­zes sind fol­gen­de Flä­chen als tem­po­rä­re Abstell­mög­lich­kei­ten für die ord­nungs­ge­mä­ße Lee­rung der Müll­ton­nen geeig­net. Die neu­en ver­brei­ter­ten Geh­we­ge zu Beginn der Was­ser­gas­se, die Ver­brei­te­rung der Was­ser­gas­se an der Kreu­zung Ecke Kirch­stra­ße und die klei­ne Frei­flä­che am öst­li­chen Ende der Fußgängerpassage.

Lau­da­tio

Der Schlüch­ter­ner Stadt­platz, das Herz­stück des his­to­ri­schen Stadt­kerns, mit beweg­ter Ver­gan­gen­heit und noch bewe­gen­de­rer Sicht in die Zukunft, hat mit dem neu­en Ant­litz sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen, den Bewoh­nern und Gäs­ten der Stadt einen Ort zu bie­ten, an dem, neben zahl­rei­chen all­täg­li­chen Akti­vi­tä­ten, ein tra­di­tio­nel­les und kul­tu­rel­les Leben statt­fin­den kann.